Auf politischer Ebene wird weltweit versucht dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ein Umdenken hat begonnen. Ob die Umsetzungsgeschwindigkeit ausreichen wird, um diesen Prozess aufzuhalten ist allerdings ungewiss.
Die schnelle und drastische Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit ist bis auf weiteres ein herausragendes Thema für jeden Menschen und damit auch für jede Firma. Als mittelständisches Unternehmen in Deutschland hat man vor diesem Hintergrund zwei Möglichkeiten mit dem Thema der ökologischen Nachhaltigkeit umzugehen:
Zum einen: Unternehmen können auf steigende regulatorische Anforderungen reagieren und versuchen diesen gerecht zu werden. Diese Handlungsweise macht ein Unternehmen zu einem Getriebenen. Veränderungen müssen immer unter Zwang und mit einer Deadline umgesetzt werden, ansonsten drohen Sanktionen. Das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit wird negativ besetzt, weil unter permanentem Zeitdruck daran gearbeitet werden muss.
Alternativ kann man seiner Verantwortung gegenüber den Folgegenerationen gerecht werden und die Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit proaktiv im Vorgriff angehen. Bei dieser Form der Umsetzung hat man als Pionier alle Möglichkeiten der Gestaltung - kreative Ideen und disruptive Ansätze sind gefordert. Die Teilhabe an einem Projekt zur Weltverbesserung fällt jedem Mitarbeitenden leicht, denn die intrinsische Motivation wird angesprochen. Das Thema wird positiv besetzt, Anforderungen zur Veränderung werden nicht als Belastung, sondern als Erfolg wahrgenommen. Sämtliche regulatorische Anforderungen sind vor Inkrafttreten erfüllt, Zeitdruck kann nicht auftreten. Als Procedes Group haben wir uns für diese Form der Umsetzung entschieden.
Der Aufwand für eine Transformation zu einer ökologisch nachhaltigen Organisation wird jedes Unternehmen vor große finanzielle Herausforderungen stellen. Es handelt sich aber um Investitionen in die unmittelbare Sicherung der Zukunft.
Dazu die wegweisende These von Nils Götzel, dem CFO der Procedes Group:
Die kaufentscheidenden Kriterien für unsere Produkte sind nicht länger nur Preis, Qualität und Verfügbarkeit – das Kriterium der ökologischen Nachhaltigkeit rückt zunehmend in den Fokus der Einkaufenden. Das Motto „the trend is your friend“ behält mehr denn je Gültigkeit und im Falle von Nachhaltigkeit handelt es sich um einen Megatrend, der langlebig und alternativlos ausfällt.
Als mittelständisches Unternehmen müssen wir derzeit noch keinen gesetzlichen Berichts- oder Dokumentationspflichten nachkommen. Das wäre für Procedes aber kein Problem, da wir bereits seit Jahren an diesem Thema arbeiten. Anfänglich war dies getrieben vom Ansatz der Kosteneffizienz. In den letzten Jahren hat sich dies gewandelt, Amortisationsdauern und Renditebetrachtungen sind inzwischen nicht mehr die alleinigen Entscheidungskriterien, sondern einige von vielen.
Für unsere Branche sind Messen immer noch „Marktplätze der Moderne“: Menschen treffen sich an einem zentralen Ort, handeln und tauschen sich über Produkte aus. Dieses Erlebnis lässt sich schwer durch digitale Formate ersetzen. Und das gilt auch für unsere Produkte wie Banner, Rahmen oder Deckensegel.
Aber Hand aufs Herz, unsere Branche ist ökologisch hinsichtlich des Endprodukts Messe nicht ganz unproblematisch:
- Produkte für Messen werden nur sehr kurz eingesetzt. Extra angefertigte Konstruktionen und Banner hängen im Schnitt eine Woche.
- Dann wurden sie in der Vergangenheit oftmals entsorgt. Manchmal lassen sich Bestandteile wiederverwenden. Vieles hingegen leider nicht.
- Reisen und Transporte zu Messen können mit höheren Emissionen verbunden sein. Gerade wenn beispielsweise viele Flugkilometer entstehen.
- Die Digitaldruckindustrie ist sehr energieintensiv. Große Druckmaschinen sowie verschiedene Druckverfahren benötigen Energie oder Wärme.
- Das gilt auch für Cutter in der Konfektion oder Maschinen in der Metallverarbeitung.
Branchenübergreifend kommt hinzu, dass die EU bis 2050 klimaneutral werden will. Durch die EU-Taxonomie sind große Unternehmen verpflichtet, nachhaltiger zu handeln und zu reporten. Das gilt entsprechend auch für die Zusammenarbeit mit ihren Partner*innen.
EU-Taxonomie - was ist das genau?
Mit der EU-Taxonomie müssen unsere Endkund*innen sicherstellen, dass all ihr Handeln in Bezug auf ökologische Nachhaltig nachgewiesen wird. Sie müssen jährlich berichten, wie nachhaltig sie agieren. Diese Berichte sollen Investor*innen die Entscheidung erleichtern, in klimafreundliche Unternehmen zu investieren :
Daraus ergibt sich, dass unsere Endkund*innen im Bereich Messe & Event eher mit bereits nachhaltigen Digitaldruckereien zusammenarbeiten. Oder entsprechende Handlungsvorgaben ihren Messebauer*innen zuweisen, die diese an die Druckereien weitergeben oder sich gleich nachhaltige Anbieter für Druckerzeugnisse suchen. Unsere Druck-Branche könnte einen Teil dieser Auflagen dann an Lieferant*innen übertragen. Jede Position in der Supply Chain ist gefordert und wir als Procedes Group sind ein wichtiger Teil dieser Kette. Deswegen schlagen wir jetzt schon den nachhaltigen Weg ein, der ohnehin alternativlos kommen wird.
Digitaldruckereien für die Live-Kommunikation stehen vor der Herausforderung, dass
- sich in unserer Branche bisher kein einheitlicher Standard zur objektiven Quantifizierung der Nachhaltigkeit durchgesetzt hat und Standards anderer Branchen (Baubranchen) nur bedingt angewendet werden können.
- die Datenerhebung zur Ermittlung des ökologischen Effektes der spezifischen Unternehmenseinheit zeit- und ressourcenintensiv ist. Ohne eine fundierte Erhebung kann keine zielgerichtete Strategie entwickelt oder ein Standard formuliert werden.
Hier sind unsere Empfehlungen für die
Umsetzung eines klar strukturierten Prozesses:
-
Wie in jedem Projekt ist die Kommunikation entscheidend für den Erfolg. Motivation über eine zielgruppengerechte Kommunikation für dieses Thema zu entfachen, dürfte im Regelfall nicht sonderlich schwerfallen. Jede(r) ist gerne ein „Retter der Welt“.
-
Legen Sie ein Team mit klaren Verantwortlichkeiten fest, welches das Thema bearbeiten soll. Die Leitung des Teams muss über ausreichend Einfluss verfügen, damit einzelne Arbeitspakete innerhalb des gesamten Unternehmens verbindlich bearbeitet werden. Niemand innerhalb einer Organisation freut sich über eine umfangreiche Datenerhebung mit entsprechendem Arbeitsaufwand.
-
Suchen sie sich eine qualifizierte externe Unterstützung zur unabhängigen Begleitung des Projektes.
-
Führen Sie eine möglichst umfassende Datenerhebung hinsichtlich ökologischer Effekte durch. Achten Sie dabei auf eine sorgfältige und nachvollziehbare Umsetzung der Erhebung durch qualifizierte Personen. Im Zuge der Ersterhebung sollte sichergestellt werden, dass diese Daten regelmäßig konsistent reproduzierbar erhoben werden können.
-
Analysieren Sie die Ergebnisse dieser Erhebung und leiten Sie konkrete Handlungsbereiche ab, um die ökologische Nachhaltigkeit stückweise zu verbessern.
-
Quantifizieren Sie die einzelnen Handlungsbereiche hinsichtlich des ökologischen Effektes, des Investitionsvolumens und der zeitlichen Umsetzungsdauer.
-
Beginnen Sie mit der Umsetzung der wirksamsten, einfachsten und günstigsten Handlungsbereiche (low hanging fruits first).
-
Sie werden feststellen, dass Sie an vielen Stellen auf Partner aus der gesamten Wertschöpfungskette angewiesen sind. Suchen Sie den Austausch mit Ihren Kunden und Lieferanten – vielleicht lässt sich gemeinsam eine Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit erzielen.
Nachhaltige Druckereien: Die Procedes Group hat sich schon vor Jahren auf den Weg zum nachhaltigsten Digitaldruckunternehmen für Live-Entertainment begeben
Zugegeben, Nachhaltigkeit stand, wie schon angedeutet, nicht von Anfang an als Leitthema auf unserem Zettel. Wir sind eher über einen „Umweg“ dazu gekommen. Denn vor gut 15 Jahren hat uns vor allem der Gedanke beschäftigt: Wie können wir effizienter produzieren und dabei weniger Energie einsetzen? Daraufhin haben wir beispielsweise unsere Beleuchtung und die Druckerkomponenten auf LED umgestellt. Oder beim Neubau einer Werkshalle nach Energiekriterien eine Photovoltaikanlage gleich mitgedacht. Wir haben sie so geplant, dass sie die Dachfläche vollständig ausnutzt, die Amortisationsdauer hat sich dadurch deutlich verringert. Es ging auch darum, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten, allerdings haben wir damals nur punktuell agiert. Inzwischen haben wir eine zentral gesteuerte Nachhaltigkeitsstrategie und uns zu einem der ökologisch nachhaltigsten Digitaldruckunternehmen für Live-Entertainment in Europa entwickelt.
Das nachhaltige Agieren einer Unternehmenseinheit ist ein entscheidender Erfolgsfaktor – das ist schon in dem Terminus verankert. Ein Unternehmen, welches nicht nachhaltig agiert, entzieht sich selbst die Existenzgrundlage. Vor dem Hintergrund der wachsenden Erkenntnis der Wichtigkeit des nachhaltigen Handelns hat sich die Geschwindigkeit dieses Grundprinzips beschleunigt. Nicht nachhaltig agierende Unternehmen werden sich schneller denn je von der Markteilnahme ausschließen.
Mit unserer Segelmacher-DNA haben wir uns von einer kleinen Manufaktur zu einem Unternehmen mit einer Produktionsfläche von 8.000 m2 entwickelt. In Spitzenzeiten verarbeiten wir 4.500 m2 Textilien am Tag. Das ist eine große Verantwortung, der wir uns bewusst sind.
Ermitteln Sie mit den Scopes 1, 2 und 3 des Greenhouse Gas Protocols Ihren CO2-Fußabdruck und reduzieren Sie Emissionen
Der CO2e Fußabdruck ist eine Möglichkeit sich dem Thema der ökologischen Nachhaltigkeit zu nähern. Hierbei werden sämtliche Emissionen in CO2 Äquivalenzen (CO2e) ausgedrückt. Welche CO2-Bilanz ein Unternehmen hat, ist ganz individuell. Doch welche Bereiche emittieren CO2 und wie machen Sie diese ausfindig? Und wo können Sie im Unternehmen ansetzen, um CO2 einzusparen?
Eine Strukturierung der Erfassung der CO2e-Emissionen nachdem Greenhouse Gas Protocols (GHG Protocol) ist anerkannte Praxis. Deshalb haben wir angefangen, unsere Emissionen nach den Scopes 1, 2 und 3 des GHG zu erfassen. Scope 1, 2 und 3 sind Bereiche, in denen Treibhausgas-Emissionen in Unternehmen entstehen können.
Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, up- und downstream entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also sowohl vor als auch nach der eigenen Geschäftstätigkeit. Dazu gehören Emissionen aus Bereichen wie Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten, Logistik, Geschäftsreisen und Pendelverkehr der Mitarbeitenden.
Natürlich ist es mit einigen Anstrengungen und guten Prozessen verbunden, die eigene CO2-Bilanz zu ermitteln. Jedoch bekommen Unternehmen ein besseres Verständnis und Gefühl, wie sie Emissionen vermeiden können. So sind wir dabei vorgegangen:
Die Auswertung vom Scope 1 und 2 sollte in den meisten Unternehmen schnell umsetzbar sein und liefert erste Indikationen. Der Aufwand im Scope 3 ist um ein Vielfaches höher, da hier die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet wird.
Was wir schon geschafft haben: | Was wir bis 2032 auf dem Weg zu Net Zero geplant haben: |
---|---|
● seit 15 Jahren steigern wir kontinuierlich unsere Energieeffizienz durch den Einsatz modernster Fertigungsmaschinen und Infrastruktur | ● vollständige Umstellung auf Elektrizität als Energieträger in Scope 1 und 2 |
● unsere Photovoltaikanlage produziert CO2-neutral rund 25% unseres Stromes, Überschüsse stellen wir anderen Verbrauchern zur Verfügung und verdrängen damit CO2 emittierende Stromerzeugung, | ● Maximierung der nachhaltigen Eigenerzeugung der elektrischen Energie |
● wir beziehen am Markt eingekauftes Gas und Elektrizität maximal CO2 neutralisiert | ● Steigerung der Nutzung der selbsterzeugten regenerativen Energie durch Implementierung von Energiespeicherlösungen und intelligentem Energiemanagement, um Eigenverbrauch zu erhöhen. |
● wir betreiben eine hocheffiziente Heizungsanlage | ● Entwicklung ökologisch nachhaltigerer Produktgruppen |
● kontinuierliche Reduktion der CO2e Emissionen im Rahmen der Logistik durch lokales Sourcing. Reduktion von An- und Abfahrten durch Bündelung und kompaktere Verpackung. | ● kontinuierliche Verbesserung der. Energieeffizienz im Produktionsprozess |
● beständige Steigerung von Recyclinganteilen im Materialeinkauf | ● roulierende Überprüfung der Supply Chain zur Steigerung der Nutzung nachhaltiger Materialien und Logistikprozesse |
● Schaffung von Anreizen zur CO2 Reduktion für das Pendlerverhalten der Mitarbeitenden | |
● Verschnittoptimierung ermöglicht Abfallvermeidung im Produktionsprozess | |
● konsequente Trennung der Abfallfraktionen, um eine sortenreine Aufbereitung zu ermöglichen | |
● Anreize für die Vermeidung von dienstlichen Flugreisen und Autofahrten |
Mit unserem Transformationskonzept werden wir im Scope 1 und 2 schon vor 2032 Net Zero erreichen.
Wenn jedes Unternehmen innerhalb einer Wertschöpfungskette diese Transformation umsetzt, dann ist der gesamte Prozess vollständig nachhaltig. Scope 3 ist die größte Herausforderung. Den Scope 3 klammern Unternehmen gern aus, denn er ist sehr komplex. Dabei birgt er aber ein riesiges Einsparpotenzial:
Wir nehmen die CO2-Einsparpotenziale so ernst, dass wir uns wirklich die gesamte Workflow-Kette hinsichtlich folgender Frage analysiert und dokumentiert haben: Welche Posten verursachen Emissionen?
Als Beispiel stellten wir fest, dass bei den Transporten unserer Produkte von Lemwerder zu Endkund*innen große Mengen CO2e emittiert werden. (sollten wir das so hervorheben?) Leider haben wir geringen Einfluss auf die Logistikbranche, einen CO2 neutralen Transport anzubieten. Gleichwohl können wir unsere Möglichkeiten nutzen und einen (kleinen) Unterschied machen, z.B. durch Transportbündelung.
Während Sie in den Bereichen von Scope 1 und 2 selbst viel bewegen können, gelingt dies im Scope 3 nicht so leicht. Hier wäre es umso wichtiger, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette für grafische Produkte an einen Tisch bringen. Dass starke Marktteilnehmer*innen bereit sind, Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zu tätigen. Dass wir gemeinsam mit unseren Partner*innen Strategien entwickeln, wie wir Emissionen reduzieren. Nur durch eine gemeinschaftliche Anstrengung zur Verbesserung des gesamten Prozesses in Verbindung mit einer individuellen Transformation jedes Prozessbeteiligten kann nachhaltiges Agieren erfolgreich sein.